Die Herstellung von Aquarellfarben

‚Aquarell‘ leitet sich vom lateinischen ‚aqua’ (Wasser) ab. Der Begriff weist auf die Bedeutung des Wassers bei diesen Farben und deren Anwendung hin. Aus diesem Grund werden sie auch Wasserfarben genannt. Schon bei der Produktion spielt Wasser eine wichtige Rolle. Das oft verwendete Hauptbindemittel Gummiarabikum ist ein Baumharz aus dem nordöstlichen Afrika. Um dieses verarbeiten zu können, muss es in Wasser gelöst (und gereinigt) werden. Die so entstandene zähflüssige Masse wird gemäss den farbtonindividuellen Rezepturvorgaben mit dem Pigment und wenigen anderen Hilfsstoffen zu einem Teig verrührt, der dann auf so genannten Walzenstühlen homogenisiert, innig verrieben oder vermengt wird. Die resultierende Farbmasse gelangt durch Strangpressung oder Füllung mit flüssiger Farbe in die Näpfchen. Für die Strangpressung ist eine eher feste Konsistenz vonnöten (etwa vergleichbar mit der von Mürbeteig). Bei der Strangpressung wird die Farbmasse mit Hilfe einer fleischwolfartigen Maschine in lange 4-kantige Stränge gepresst, von denen bonbongrosse Stücke abgeschnitten und in die Näpfchen gesteckt werden. Diese Produktionsweise führt zu einem relativ geringen Bindemittelanteil. Um dennoch eine gute Anlösbarkeit der Farbe sicherzustellen, enthalten sie einen höheren Ochsengalleanteil. Ochsengalle entspannt das Wasser und ermöglicht so eine leichte Farbaufnahme. Die zweite Herstellmethode benutzt durch einen erhöhten Wasseranteil fliessfähige Farben. Der Füllprozess verlangt mehrere Wiederholungen, da nach jedem Füllgang eine Trocknungsphase folgt. Das Wasser verdunstet, die trockenen Bindemittelanteile verbleiben im Farbstein und sorgen auch ohne Ochsengalle für überzeugend leichte Anlösbarkeit. (Wir danken Prof. Wolf Wrisch (†) für die Formulierungshilfen).

 

Das Gerstaecker-Sortiment zum Thema Aquarellfarben

Unser Sortiment umfasst folgende Ausführungen von Aquarellfarben:

- Einzelfarben in halben Näpfchen

- Einzelfarben in ganzen Näpfchen

- Einzelfarben in Tuben

- Pipetten-Flaschen

- Marker (Pigmentmarker auf Wasserbasis)

- Sticks (Aquarellkreide)

- Klassischen Malkästen

Alle unsere Aquarellfarben, von der Studien- bis zur Künstlerqualität, besitzen die erfor­derliche Lasurfähigkeit und Lichtechtheit.

 

Malen mit Aquarell

Für Aquarellfarben und Tusche werden häufig Haarpinsel verwendet. Der Verwaschpinsel beispielsweise dient der Aufweichung bereits angetrockneter Aquarellfarben und dem Kreieren von Farbverläufen. Kleinere Rundpinsel sind ideal für feine Konturen und Details.

Von grosser Bedeutung für die Arbeit mit Aquarellfarben sind die Primärfarben. Zwar gibt es unzählige Farben fertig gemischt in Näpfchen und Tuben, Puristen können jedoch jeden benötigten Farbton gemäss den Regeln der Farblehre selber mischen. Die bevorzugte Technik dafür ist das Lasieren, also das schichtweise Übermalen. Zwar lassen sich die Farbtöne aus Tuben und Näpfchen auch mit Wasser auf einer Palette mischen, doch durch diese Methode verlieren die Aquarellfarben ihren typischen, strahlenden Glanz.

Bei der Bildkomposition wird zunächst mit zarten und hellen Farbtönen begonnen, um anschliessend zu dunkleren Tönen hin zu arbeiten. Dies aus dem Grund, da die Möglichkeit zum nachträglichen Aufhellen bei Aquarellfarben nur bedingt besteht. Beim Versuch zu dunkel geratene Farben auszuwaschen, kann der Untergrund durch Aufrauhung beschädigt werden und dadurch unsaubere Farbtöne entstehen.

Der Malgrund wird oft mit in die Komposition einbezogen, teils durchscheinend, teils aber auch unverändert stehen bleibend. Dieses Freilassen des meist weissen Untergrundes ist typisch für die Aquarellmalerei und führt, in Verbindung mit angrenzenden dunklen Flächen, zu beeindruckenden Lichteffekten.

Die Aquarellfarbe kann zusammen mit viel Wasser sehr dünn auf das Papier aufgetragen werden. Da sich dabei in den tieferen Strukturen des Papiers mehr Farbe sammelt als auf den erhobenen Strukturen, entsteht der typische Aquarelleindruck. Oft wird Aquarellfarbe auf den vorher leicht angefeuchteten Untergrund aufgetragen oder in noch feuchte farbige Bildpartien gesetzt, um die für Aquarelle typischen Strukturen zu kreieren. Wird umgekehrt die Farbe mit wenig Wasser und relativ zügig aufgetragen (Granuliertechnik), bleibt diese nur auf den erhöhten Stellen des Papiers liegen und die tiefer liegenden Strukturen bleiben weiss. Diese Technik kann beispielsweise zum Malen von Oberflächen verwendet werden, bei denen durch die weiss gebliebene Struktur eine Lichtreflektion dargestellt werden soll (z.B. Sonnenlichtreflektionen auf einer Wasseroberfläche). Wichtig dabei ist die Verwendung eines rauen Aquarellpapieres, damit die Strukturen des Papiers genügend tief sind und so wirkungsvollere Effekte erzielt werden können.

 

Informationen zum richtigen Malgrund

Der am häufigsten verwendete Malgrund für Bilder mit Aquarellfarben ist Aquarellpapier. Ab dem 15. Jahrhundert war mit der raschen Entwicklung der Papierherstellung eine der entscheidenden Voraussetzungen für die Malerei mit Aquarellfarben geschaffen. Sie konnte sich als eigenständige Kunstform entwickeln. Heute übliche Aquarellpapiere gehen auf englische Papiere des 18. Jahrhunderts zurück. Für Aquarell geeignetes Papier sollte in der Regel saugfähig sein, eine raue Textur aufweisen, aber dennoch glatt genug sein, um das gleichmässige Verteilen der Farbe zu ermöglichen. Die übliche Grammatur von Aquarellpapier liegt zwischen 180 und 400 g/qm. Neben industriell gefertigtem Papier, werden häufig auch handgeschöpfte Papiere, Büttenpapiere und asiatische Naturpapiere für die Aquarellmalerei eingesetzt. Einen ungewöhnlichen Oberflächeneffekt erzielt die Technik Aquarell auf Leinwand. Die Aquarellfarbe wird dabei pastos oder lasierend auf eine, mit einer speziellen Grundierung behandelten, Leinwand aufgetragen. Eine weitere Variante zu den üblichen Malgründen sind reliefartige Untergründe, die z. B. mit Hilfe von Strukturpasten und Gels hergestellt werden und sich individuell gestalten lassen.