Ratgeber: Pinsel und ihre haarigen Unterschiede
Die Geschichte des Pinsels
Der Pinsel gehört zu den ältesten Handwerksgeräten der Menschheit. Zur Steinzeit bestand der Pinsel aus einem ausgehöhlten Knochen und reingesteckten Tierhaaren. Zur Zeit der Ägypter wurden Pinsel aus Papyrusfasern und Tierhaaren verwendet, während die Germanen eher rudimentäre Versionen verwendeten, wie zerfaserte Holzstäbchen, die zusammengebunden wurden. Die Griechen verwendeten Pinsel überwiegend zum Dekorieren von Keramikgut.
Ab dem neunten und zehnten Jahrhundert verbesserte sich die Ausführung des Pinsels rapide: Man erfand unterschiedliche Bürstengrössen, um auch grössere Flächen mit Farbe zu beschichten. Zusätzlich wurde durch die Verwendung eines Stiels und Fäden als Bindung das Arbeitsgerät weiter verbessert.
Mit dem 18. Jahrhundert wurde immer mehr mit verschiedenen Tierhaaren experimentiert und das Einsatzgebiet der Pinsel massgeblich erweitert.
Heutzutage sind die Arbeitsgebiete deutlich grösser und die Anforderungen sind gestiegen. Zusätzlich wird neben natürlichen Rohstoffen vermehrt mit synthetischen Haaren gearbeitet.
Unsere Pinsel-Kategorien
- Künstlerpinsel: Hier finden Sie ausschliesslich hochwertige Modelle. Viele der Pinsel haben Tierhaare als Besatz und sind dementsprechend hochpreisig. Sie werden fast ausschliesslich Hand gefertigt.
- Hobby + und Schulmalpinsel: Diese Reihe eignet sich bestens für Schulen, Hobbybereich und therapeutische Arbeit. Sie haben ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und eignen sich für die meisten Maltechniken.
- Kosmetikpinsel: Kosmetiker, Cosplayer und Make-Up Artists finden hier ihre treuen Arbeitsgeräte. Diese Pinsel sind perfekt für die Bedürfnisse von Haut und Schminke abgestimmt.
- Nail Art Pinsel: Hier sind präzise Pinsel für kunstvolles Gestalten im Nageldesign erhältlich.
- Dentalpinsel: Diese Pinsel werden speziell für die vielseitigen Arbeitsansprüche in Zahnarztpraxen und Dentallaboren gefertigt.
- Pinsel-Zubehör: In dieser Kategorie sammeln sich zuverlässige Begleiter für Ihre Pinsel, wie Mischpaletten, Pinselmatten- und boxen, sowie allerlei Reiniger.
Die verschiedenen Pinselhaare und Borsten
- Borste: Klassische Schweinsborste wird für pastose Malerei verwendet, vor allem in der Öl- und Acrylmalerei. Die Borsten sind sehr porös und nehmen viel Farbe und Flüssigkeit auf. Sie hinterlassenen eine sichtbare Haarstruktur in der getrockneten Farbe.
- Dachshaar: Dachshaar ist gewellt und weicher und flexibler als Naturborste. Die Struktur ist ideal für Fächer- und Rasierpinsel.
Dachshaar findet unter anderem in der Vergoldung und Dekorationsmalerei ihren Einsatz und eignen sich auch gut zur Reinigung sensibler Oberflächen.
- Fehhaar: Fehhaar stammt vom Schweif des Eichhörnchen (Reste aus der Pelzherstellung) und ist bläulich-meliert. Es ist sehr robust und sehr weich (keine feste Spitze) und hat ausserdem die grösste Flüssigkeitsaufnahmefähigkeit innerhalb der Naturhaare aber eine sehr geringe Elastizität. Fehhaarpinsel werden vor allem für die Aquarellmalerei genutzt.
- Kolinskyhaar: Kolinskyhaar ist das hochwertigste und wertvollste Haar (ein Gramm dieser Haare hat den Wert von einem Gramm Gold) und wird vor allem für die Herstellung erstklassiger Aquarellpinsel verwendet.
- Rotmarderhaar: Rotmarderhaar (Haare verschiedener Wieselarten) wird oft mit Kolinskyhaar verglichen, ist qualitativ jedoch nicht ganz so einzigartig. Die Schweife der Tiere sind kleiner, die Haarspitzen etwas weniger lang und nicht ganz so kräftig
- Iltishaar: Iltishaare eignen sich überwiegend für die Öl- und Acrylmalerei und sind sehr robust und widerstandsfähig.
- Marder: Haare vom Marder sind sehr geschmeidig und widerstandsfähig. Sie sind in der Aquarellmalerei und Ölmalerei beliebt und nehmen durch die Speicherkraft der langen Haare viel Farbe auf.
- Ponyhaar: Sehr günstiges, qualitativ nicht besonders hochwertiges Haar. Es wird vor allem in Schulen genutzt und eignet sich für die Malerei mit Wasserfarben, wie Tempera und Gouache. Ponyhaar wird zunehmend durch Syntetikhaar ersetzt.
- Rindshaar: Die Haare für diese Pinsel stammen von den Ohrrändern Rindern und Ochsen und ist sehr widerstandsfähig und durch die starke Saugkraft für viele pastosen Maltechniken geeignet.
- Schafshaar und Ziegenhaar: Pinsel aus Ziegenhaar werden auch Chinapinsel genannt. Sie sind sehr weich, haben feine Spitzen und werden vor allem für die chinesische und japanische Malerei genutzt (u.a. für Sumi-E). Auch für das Glasieren von Engobe, für Tuschemalerei und Kalligrafie werden sie eingesetzt.
- Wieselhaar: Ebenfalls ein Tuschepinsel für die ostasiatische Malkunst.
- Mischhaar: Hier wird synthetisches Haar mit Tierhaar gemischt und modifiziert. Der Pinsel ist in der Regel günstiger, hat eine verlängerte Lebensdauer und erzielt vergleichbare Ergebnisse.
- Schwamm: Pinsel mit einer Schwammapplikation werden für flächigen Farbauftrag genutzt, der keine Haarstruktur erhalten darf.
- Silikon: Dieser haarlose Pinsel eignet sich für pastose und strukturreiche Malerei mit dicken Farben und Pasten. Er lässt sich gut und sparsam reinigen, da keine Farbe aufgesogen wird.
- Synthetik: Synthetikhaare und -borsten bestehen aus Kunststofffasern. Sie sind die vegane Alternative zu Tierhaaren und erfreuen sich starker Beliebtheit. Synthetische Modelle sind sehr langlebig und arbeiten sich weniger schnell ab als Naturhaare.
Sie wurden inzwischen so innovativ weiterentwickelt, dass die Eigenschaften von Tierhaaren hervorragend nachgeahmt werden. Dadurch entstehen hochwertige Arbeitsgeräte, die sich für eine Vielzahl von Maltechniken hervorragend eignen.
Pinselformen und ihre Verwendung
- Flach: Ist geeignet für flächige Malerei.
- Breit: Wird verwendet für grossformatige Arbeiten, Grundierungen und Lackierarbeiten.
- Rund: Ist sowohl geeignet für sehr feine Arbeiten und Linien, als auch für flächige Malerei.
- Oval: Wird genutzt für Effektmalerei.
- Schräg: Wird verwendet für die Effektmalerei und Schriften.
- Fächer: Perfekt für die Effektmalerei - imitiert Wasserfälle, Gräser, Wolken und Bäume.
- Schwert: Sehr lange, dünn zulaufende Haare - wird genutzt für ausgiebige Effekte.
- Zacken: Wird verwendet für die Effektmalerei und für Imitationen (Holz, Marmor).
- Schlepper / Linierer: Seeeeehr langes und schmales Haar für seeeeehr lange Linien und Schriften.
- Spitz: Wenig Haar in der Zwinge mit sehr feiner Spitze für kleine Detailarbeiten.
- Katzenzunge: Ovale Form mit runder oder mit zulaufender Spitze für die Effektmalerei, wie z.B. Blumen.
- Zwiebelform: Spitz zulaufende Form mit viel Speicherraum für Farbe.
Langer oder kurzer Stiel?
Pinsel mit einem längeren Stiel eignen sich für die Malerei an der Staffelei, da so ein Abstand gewährleistet ist, um die eigene Arbeit optimal überprüfen zu können.
Kurze Stiele werden für Arbeiten auf liegendem Papier gewählt (damit man sich unter Umständen nicht das Auge aussticht).
Spezialpinsel
- Schablonierpinsel: Dieser Pinsel besteht aus einer runden Zwinge mit vielen, kürzeren Borstenhaaren - oder alternativ mit einem Schwamm. Er wird zum Malen mit einer Schablone verwendet und die Farbe wird mit stupfenden Bewegungen auf den Untergrund aufgetragen.
- Seidenmalpinsel: Um die dünnflüssige Farbe für Seide aufzutragen, wird sehr weiches und saugstarkes Pinselhaar gewählt (z.B. da Vinci SILK STAR Reihe).
- Wassertankpinsel: Bei diesem Pinsel wird Wasser in den zugehörigen Tank gefüllt und mit Druckbewegungen über die synthetischen Haare auf das Papier abgegeben. Sie eignen sich hervorragend für Urban Sketching und das Aquarellieren unterwegs.
Für das Anbringen von Blattgold auf den Untergrund werden Anschusspinsel verwendet. Sie bestehen z.B. aus Fehhaar und sind aussergewöhnlich flach
Fakten & Tipps
Reinigen Sie Ihren Pinsel sorgsam und gemäss der genutzten Farbe korrekt:
- Aquarellfarbe und Gouache: Trocknet wasserlöslich. Reinigen Sie den Pinsel in noch nassem Zustand mit lauwarmem Wasser und etwas Pinselseife. Die Seife löst tiefe Farbreste und wirkt rückfettend, damit die Pinselhaare gepflegt werden und länger ihre Form behalten. Sollte die Farbe im Haar schon getrocknet sein, stellen Sie den Pinsel einen Moment in ein Wasserglas, um die Reste aufzuweichen.
- Acrylfarbe: Trocknet wasserfest. Noch nasse Acrylfarbe lässt sich problemlos mit lauwarmem Wasser abwaschen und mit Pinselseife pflegen. Eingetrocknete Acrylpinsel sind in den meisten Fällen verloren. Versuchen Sie in diesem Fall ein kurzes, warmes Essig-Bad, um die Farbe wieder aufzuweichen.
- Ölfarbe: Trocknet wasserfest. Streifen Sie Ölpinsel an einem Tuch oder einer Zeitung aus und reinigen Sie die Haare mit einem speziellen Pinselreiniger. Lagern Sie den gebrauchten Reiniger in einem verschliessbaren Glas und geben es an einer Entsorgungsstelle ab. Kippen Sie niemals den Reiniger in den Abfluss.
Trocknen Sie Ihren Pinsel fachgemäss:
Helfen Sie Ihrem Pinsel beim Trocknen, indem Sie ihn mit einem weichen Tuch sorgfältig in Haarrichtung abstreifen. Legen Sie den Pinsel zum Trocknen hin oder hängen Sie ihn in ein Pinselhalterglas. Stellen Sie den Pinsel nicht auf - das Restwasser läuft in die Zwinge, schädigt den Leim und lässt das Holz vom Stiel aufquellen. Auch Heizkörper und Föhns sollten gemieden werden - zu schnelle Trocknung und Hitze schädigt das Pinselhaar nachhaltig.
Lagern Sie Ihren Pinsel korrekt:
Stellen Sie nur vollständig getrocknete Pinsel in ein Glas. Legen Sie den Pinsel alternativ zum Schutz in einen länglichen Karton. Lassen Sie Pinsel nie kopfüber im Wasserglas stehen - sonst verlieren sie ihre spitze und schöne Form.
Hinweis: Sollten die Haare von Ihrem Pinsel beim Kauf ungewöhnlich verhärtet sein, liegt das an der aufgebrachten Schutzschicht aus Gummi Arabicum. Massieren Sie das Pinselhaar unter lauwarmem Wasser sorgfältig aus.
Lesen Sie zusätzlich unsere Blogs:
Die richtige Pinselpflege - der Gerstaecker Blog
Die Pinselherstellung - Ein altes Handwerk - der Gerstaecker Blog