Kintsugi – die goldene Verbindung
Wenn Zerbrochenem neues Leben eingehaucht wird
Kintsugi (jap. „Goldverbindung“) bezeichnet die traditionelle japanische Kunst, zersprungenes Keramik zu reparieren. So wird dem ursprünglichen Objekt neue Schönheit und vor allem Wertschätzung geschenkt.
Ursprünglich entstammte die Technik im 15. Jahrhundert, als ein Shogun seine zerbrochene chinesische Teetasse zur Reparatur einschickte. Vom Ergebnis enttäuscht, wand er sich an einen japanischen Kunsthandwerker und bat diesen um eine ästhetisch ansprechende Methode. Und so wurde „Kintsugi“ geschaffen.
Die traditionelle Vorgehensweise der Keramikreparatur ist ein langwieriger Prozess, welcher viel Feingefühl erfordert. In mehreren Schichten wird ein japanischer Lack namens Urushi auf die Bruchstellen aufgetragen und die Porzellanteile sorgsam zusammengefügt. Die entstandenen Leimstellen wurden wahlweise mit Silber- oder Goldpigmenten bestäubt und anschliessend poliert.
Die Ästhetik, die hinter Kintsugi steckt, heisst Wabi-Sabi. Sie beschreibt die Schönheit in Vergänglichem, Altem oder Fehlerhaftem verstehen zu können. So erhält eine zerbrochene Schale durch die aufwändige Reparatur einen einzigartigen Status. Und dessen Wert steht einer neuen, makellosen Schale in Nichts nach.
Weitergehend kann der aktive Prozess des Zerschlagens und wieder zusammenbauen als spirituelles Schaffen erkannt werden. Der absichtlich hinzugefügte Makel ist einzigartig, genauso wie der Künstler. Die Kittung verlangt Aufmerksamkeit und Achtsamkeit – und doch werden Risse und Löcher bleiben, welche dann als wunderschön gelten.
Und so sind die nächsten Scherben für diese meditative Arbeit ausdrücklich willkommen!
To-Do Anleitung
Verwendetes Material:
- zerbrochenes Keramikgut (am besten aus grossen, einzelnen Stücken)
- starker, schnelltrocknender Kleber
- Zahnstocher
- Metallicpulver
- goldener edding® 751 Glanzlack-Marker Lackmarker
- goldene Acrylfarbe mit feinem Rundpinsel
- Schleifpapier oder Schleifmatten
- Klebeband
- Unterlage
1. Schritt
Packen Sie das Geschirrstück zum Auffangen von kleinen Splitter in Haushaltspapier und anschliessend zum Schutz in ein Tuch. Schlagen Sie mit einem Hammer auf eine willkürliche Stelle. Das zerbrochene Keramikgut danach auf Vollständigkeit prüfen und scharfe Kanten eventuell mit einem Schleifpapier nur leicht brechen.
2. Schritt - Erste Variante
Drücken Sie eine Portion des Bastelleims auf eine Unterlage und vermengen Sie das Metallicpulver homogen mit einem Zahnstocher. Das Gemisch wird nun grosszügig nach und nach auf die Bruchstellen aufgetragen und die einzelnen Teile zusammengefügt. Achten Sie sich hier, lieber zu viel Leim anzuwenden, damit der Überschuss gleichmässig über die Ränder tritt und den gewünschten Effekt erzielt. Stützen Sie die zusammengefügten Bruchteile mit einem Streifen Klebeband und lassen Sie das Werk über die Nacht komplett austrocknen.
Prüfen Sie zu Beginn, ob der Leim an einer Stelle herunterläuft und verteilen Sie den Überschuss sorgfältig mit dem Zahnstocher.
Verpatzte Stellen können Sie problemlos wegkratzen oder alternativ mit Aceton reinigen.
3. Schritt - Zweite Variante
Wenn Sie das Gold nachträglich auftragen wollen, kleben Sie zunächst das Keramikgut wieder vollständig zusammen. Achten Sie sich dieses Mal, dass kein Leim über die Ränder tritt und lassen Sie das Werk über Nacht komplett austrocknen - nutzen Sie etwas Klebeband als Trägerhilfe. Am darauffolgenden Tag können Sie dann die goldene Acrylfarbe mit einem feinen Rundpinsel den Rissen entlang auftragen. Damit die Farbe deckt wiederholen Sie diesen Vorgang.
Alternativ können Sie ebenfalls zu einem goldenen Stift greifen, z.B. von edding. Dies eignet sich auch gut für Kinder. Zeichnen Sie mit dem Stift über die Risse und betonen Sie diese mit ungleichmässigen Rändern.
Tipps
- Von dem Einsatz von Essgeschirr raten wir ab, denn Metallicfarben sind nicht geeignet für den Kontakt mit Lebensmitteln.
- Waschen Sie die Schalen und Teller vorsichtig von Hand. Achten Sie, ob der verwendete Kleber wasserlöslich ist. Alternativ reicht das feuchte Abwischen.
- Nur spezieller Porzellankleber überlebt den Waschgang in einer Maschine – aber die Farbe ist thermoplastisch. Sie würde sich ablösen.