Linolschnitt – die Technik für Druckbegeisterte
Linolschnitt – ein Kurzeinblick
Der Linolschnitt ist ein Hochdruckverfahren, welches dem Holzschnitt ähnelt. Statt Holz wird hier eine Linoleumplatte verwendet. Das Material lässt sich leichter und schneller als Holz verarbeiten und ist auch deshalb eine beliebte Alternative.
Nicht zu druckende Stellen werden mit Messer, Stichel und Graviernadel aus der Linoleumplatte herausgeschnitten. Die Hervorhebungen werden mit Linoldruckfarbe bestrichen und anschliessend auf Linoldruckpapier gedruckt.
Ein selbst gestalteter Druck ist ein wunderbares Bild, welches sich verschenken lässt oder als eigennütziger Dekorationszweck dient. Auch wenn es je nach Motiv ziemlich zeitintensiv sein kann, bereitet es grosse Freude den endgültigen Druck in den Händen zu halten. Vorteilhaft ist auch, dass man mit dieser angefertigten Druckvorlage mehrere Abbilder (oder Kopien) drucken kann.
Beliebt ist zudem der Druck auf Textilien, welcher mit Stofffarben vollzogen wird - dafür können Sie jede der Platten verwenden.
Das Material im Detail
Für den Linoldruck braucht man folgendes Material:
- Linoldruckplatten: Die klassischen Platten sind braun/beige, 3,2mm dick und bestehen aus dem natürlichen, biologischen Gemisch von Holzmehl und Leinöl. Die Unterseite besitzt einen Netzträger, welcher dafür sorgt, dass das Schneidemesser nicht durchstösst. Sie sind relativ hart, aber erlauben eine detailreiche Schnitzarbeit.
Alternativ gibt es gummiähnliche Platten, künstlich aus Vinyl hergestellt. Sie sind sehr flexibel, weich und einfach zu bearbeiten. Sie eignen sich besonders für Kinder, Senioren und Anfänger.
- Linoldruckwerkzeuge: Das Werkzeug umfasst die Schnittmesser, Ersatzklingen und die Farbwalze.
Die Schnittgarnituren erhält man mit den einzelnen Klingen im Set zum Aufstecken und Wechseln. Sie unterscheiden sich an der Schnittkante und erlauben so das feine oder sehr breite Schneiden der Platte.
Die Farbwalzen gibt es in verschiedenen Breiten – je nachdem wie gross die Platte und das Papier sind. Die Walzen bestehen aus einem robusten Gummi, welcher für den perfekten Abrieb der Farbe sorgt, ohne den Untergrund zu verletzen.
- Linoldruckfarben: Linolfarbe ist für folgende drei essentielle Eigenschaften bekannt – sie ist sehr cremig, bleibt lange nass (also «offen») und ist wasserlöslich. Herausragende Vorteile sind die lange Offenzeit der Farbe. So bleibt die Farbe auf der Platte lange feucht, auch wenn mehrere Teile eingefärbt werden müssen und durch die cremig-schmierige Konsistenz lässt sich die Farbe bequem und reichhaltig auftragen für einen sauberen Druck.
Aus diesen Gründen eignen sich andere Farben, wie z.B. Acryl nur bedingt. Acrylfarbe trocknet zu schnell ein und sorgt für einen unsauberen Druck. Zusätzlich ist das Material danach nur schwer zu reinigen. Wählt man die regulär empfohlenen Linolfarben, können diese nach einer Arbeitspause mit Wasser wieder angelöst werden und zum Schluss problemlos mit Wasser gereinigt werden. Für den Textildruck gibt es spezielle Stofffarben – diese trocknen wasserfest und bleiben flexibel.
- Linoldruckpapier: Geeignetes Druckpapier besticht durch gute Randschärfe, eine optimale Saugfähigkeit und eine unaufdringliche Struktur. Das klassische Linoldruckpapier dürfte zu Beginn erstaunen – es ist überraschend dünn. Handgeschöpftes, japanisches Papier beginnt zum Beispiel bei 45g/qm. Darauf folgt das 100g/qm schwere Ingrespapier, welches durch seine leichte Linienstruktur bekannt ist. Zusätzlich kann das Ingrespapier auch bunt eingefärbt erworben werden – so entstehen reizvolle Kontraste.
Es spricht jedoch nichts gegen dickeres Papier, wenn das Bild zusätzliche Stabilität braucht. Probieren Sie hierzu verschiedene Papiersorten aus und experimentieren Sie mit dem Ergebnis.
- Linoldruckzubehör: Ergänzt wird das Sortiment durch diverses Zubehör, welches die Drucktechnik auf verschiedene Weise unterstützt. Im Webshop können Sie Unterlagen erwerben, welche praktisch an der Tischkante einhacken und mit einer erhöhten Leiste dafür sorgt, dass die Linolplatte nicht herumrutscht. Um Verletzungen beim Schneiden vorzubeugen, sorgt ein Handschutz für die passende Sicherheit.
SPEEDBALL und Schmincke bieten zusätzlich Malmedien an, um die Linoldruckfarbe zu modifizieren – wie wahlweise, Perl- oder Lasureffekte oder Trocknungsverzögerer.
Das Verfahren im Detail
Entwerfen Sie Ihr gewünschtes Motiv oder drucken ein Bild aus dem Internet aus, welches Sie gerne als Linolschnitt umsetzen möchten.
Beachten Sie: Das Motiv muss spiegelverkehrt sein! Dies ist vor allem bei Schriften relevant.
Anschliessend zeichnen Sie das Bild mit einem Bleistift auf die Linolplatte oder übertragen es mit Transferpapier. Setzen Sie sich mit dem Motiv gut auseinander. Um sich für den folgenden Schritt besser zu wappnen, können Sie die Stellen, die weggeschnitten werden sollten, mit dem Bleistift schraffieren. Alternativ zeichnen Sie das Motiv mit einem schwarzen Edding nach, um deutlich zu machen, welcher Teil der Platte nicht abgetragen werden darf.
Die Platte findet auf einer stabilen Unterlage ohne Tischtuch am besten Halt. Wählen Sie aus den Schnittmessern den passenden Aufsatz. Um feine Linien zu erhalten, wählen Sie ein Konturmesser mit einer scharfen V-Form. Damit können Sie die wichtigen Markierungen umfahren und schaffen eine gute Basis.
Um die grösseren Flächen abzutragen, greifen Sie anschliessend zu einem Hohleisen. Die breite U-Form erlaubt ein zügiges vorankommen. Achten Sie sich, nicht zu tief zu schneiden. Das Bodennetz schützt zwar vor einem Durchstechen, aber kleinere Schnitzteile könnten instabil werden und abbrechen.
Sind Sie soweit mit dem Motiv fertig, können Sie einen Probedruck machen, um zu sehen, ob die Kanten scharf und alle überstehenden Flächen genügend abgetragen wurden.
Die Linoldruckfarbe wird klassisch auf einer glatten Glasfläche vorbereitet. Die Farbe hat eine gebrauchsfertige Konsistenz und benötigt im herkömmlichen Verwendungszweck keine Verdünnung mehr. Rollen Sie die Farbe gleichmässig mit der Walze auf dem Glas aus – so breit, wie die Walze selbst ist.
Schwärzen Sie die Walze ausreichend mit Farbe und rollen diese satt über ihren Linolschnitt. Gleich danach legen Sie ein Papier auf den Druck und drücken dieses mit einem Löffel oder einer sauberen Walze gut an. Heben Sie anschliessend das Papier ab und betrachten Sie das Werk. Sollten Sie ungewünschte Unregelmässigkeiten entdecken, können Sie das Schnittbild nochmal anpassen und ausbessern.
Bei einer kleinen Platte können Sie alternativ den Druck in die Hand nehmen und auf das bereit gelegte Papier pressen.
Wiederholen Sie den Schritt so oft, als nötig und bewundern Sie Ihr neues Meisterwerk!
Sollte die Farbe in einer Pause angetrocknet sein, können Sie diese mit ein paar Spritzern Wasser wieder reaktivieren und neu auswalzen. Auch nach der vollständigen Eintrocknung lässt sich die Farbe mit Wasser jederzeit lösen und reinigen.